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Diesterweg und sein Lebenswerk

Adolf Friedrich Wilhelm Diesterweg lebte von 1790 bis 1866. Er wurde in Siegen in Westfalen als Beamtenkind geboren.

 

Er war ein Pädagoge mit festen Prinzipien, der wie kaum ein anderer seiner Zeit Anteil an der Aufwärtsentwicklung der Deutschen Volksschule, an der Ausbildung ihrer Lehrer und an der Anhebung des Lehrerstandes hatte. Ausgehend von Pestalozzi entwickelte er die Methodik des Elementarunterrichts weiter und verhalf ihr in den Schulen zur allgemeiner Anerkennung. Diesterweg war ein außerordentlich produktiver Schriftsteller. Mit leidenschaftlicher Anteilnahme verfolgte er alle pädagogischen und politischen Bestrebungen und Ergebnisse und nahm zu ihnen Stellung.

 

In Schriften und Aufsätzen äußerte er sich zu den brennenden Problemen seiner Zeit. In vielen Rezessionen unterrichtete er die Lehrerschaft über pädagogische Neuerscheinungen. In Zusätzen und Nachträgen zu Artikeln anderer Verfasser hob er wesentliche Gesichtspunkte hervor oder ergänzte sie durch eigene Gedanken. Alle das Schulwesen und die Volksbildung angehende Fragen bewegten ihn aufs tiefste und ließen ihn zur Feder greifen. Diesterweg trug unter Bedingungen preußischer Königsherrschaft entscheidend zur Schulreform bei. Obwohl er ein Demokrat war, trat er jedoch dafür ein, dass der jeweils Fähigste und Kompetenteste die Schulaufsicht führen müsse. Das waren damals seiner Meinung nach nicht, wie damals üblich, die jeweils zuständigen Superintendenten oder Pastoren, sondern im preußischen Staatsdienst stehende spezialisierte, erfahrene Pädagogen. Bei besonderen Fähigkeiten und entsprechenden Mehrheitsverhältnissen schloss er jedoch im Einzelfall die Schulaufsicht durch die Kirche nicht aus. Eine solche von ihm geforderte Schulaufsicht kann als Vorläufer heutiger Schulaufsicht betrachtet werden und war damals weiterführend. Große Dienste erwarb er sich durch die Verbesserung des Religionsunterrichts.

 

Seine pädagogischen Prinzipien bei der Erziehung der Schüler zum Gemeinwohl und zu gefestigten Persönlichkeiten können heute noch als aktuell gelten. Sie sind in den allgemeinen Regeln einer guten Schuldisziplin in 20 Punkten kurz und prägnant zusammengefasst. Dabei wird die Vorbildwirkung des Lehrers, seine Lehrerwürde und die Liebe zu den Schülern angemahnt. Der Lehrer suche durch gutes Einvernehmen mit seinen Vorgesetzten, den Mitarbeitern und durch eine zweckmäßige Verbindung mit den Eltern seiner Schüler, sein Ansehen bei den Kindern zu erhöhen und zu festigen. Der Lehrer hat stets für Ordnung zu sorgen und soll sich bemühen, einen interessanten Unterricht zu gestalten. In seinem Verhalten soll er Ruhe, Besonnenheit bewahren, sich vor Launen und Parteilichkeit hüten und stets den rechten Ton treffen. Auch die Schüler sollen in die Haltung der Schuldisziplin einbezogen werden. Dabei soll die Schuldisziplin mit der häuslichen Erziehung der Schüler in einem zweckmäßigen Zusammenhang gebracht werden, wobei sich die Lehrer in der Schuldisziplin einig sein müssen. Diesterweg forderte für jede Klasse einen Klassenleiter. Schüler sollen zur Achtung der Schulordnung erzogen werden und sich in der Öffentlichkeit so verhalten, dass sie der Schule Ehre machen. Der Lehrer soll sich hüten, Argwohn und Misstrauen gegen seine Schüler zu verraten. Er soll stets bedenken, dass er es ist, von dem der disziplinarische Zustand seiner Klasse abhängt.

 

Sicherlich sind unter heutigen demokratischen Bedingungen diese Forderungen schwerer zu erfüllen als früher. Doch erscheinen sie auch heute noch als erstrebenswert.

 

Quelle: Festrede anlässlich des 110jährigen Bestehens der Loitzer Schule am Wall (Auszug)